Wagner Group

Firmengründer Josef Wagner. Unternehmer, Erfinder und Stifter

Josef Wagner war ein begnadeter Ingenieur, der seine Ideen auch bei Gegenwind verfolgte. „Lasst uns das mal ausprobieren“ ist ein typischer Satz, den seine Techniker häufig hörten, wenn er mit einer in der Nacht entstandenen und gleich in einer Skizze am Reißbrett festgehaltenen Idee morgens in die Werkstatt kam. Sein Antrieb war es, technische Innovationen in erstklassiger Qualität und hochwertigem Design industriell umzusetzen und so für viele nutzbar zu machen.

Mit anderen teilen:

Josef Wagner wird am 10. März 1907 in Hausen bei Augsburg geboren. Er stammt aus einer Familie mit neun Kindern, die ein Hofgut betrieb.
Nach Besuch der Volksschule und einer – wohl eher ungeliebten – Landwirtschaftsschule sowie einem technischen „Volontariat“ (heute Praktikum) in Augsburg studiert er von 1929 bis 1932 zunächst am Staatstechnikum in Konstanz die Fachgebiete Automobil- und Flugzeugbau, anschließend ein Semester Elektrotechnik am Staatstechnikum Augsburg.
In der Wirtschaftskrise ist es für ihn nicht einfach, nach dem Studium Arbeit zu finden. Er wird bei zwei Augsburger Firmen als „Anfangs-Ingenieur“ beschäftigt, bevor er 1935 seine berufliche Karriere als technischer Konstrukteur bei den Bayerischen Flugzeugwerken (BFW) beginnt, die später nach Fusionen als Messerschmitt AG firmieren.

Im Flugzeugwerk

Er arbeitet als Kontrollingenieur, als Betriebsingenieur im Serienbau und in der Versuchsfliegerei – innerhalb eines Jahres macht er die Flugzeugführerscheine fast aller Klassen bis auf die „volle Blindfluglandung ohne Bodensicht“. Josef Wagner bewährt sich durchgängig und so wird er mit dem Aufbau eines Zweigwerks in Düsseldorf-Ratingen betraut. Da ihm dies in kurzer Zeit gelingt, wird er zum stellvertretenden Geschäftsführer des neuen Messerschmitt-Werkes in Innsbruck-Kematen ernannt. 1940 gerade erst 33 Jahre alt, wird er aufgrund seiner überragenden Leistungen technischer Geschäftsführer der Messerschmitt-Flugzeugwerke. Vom Eintritt in die Firma bis zur Unternehmensleitung dauerte es nur fünf Jahre!

Neustart nach dem 2. Weltkrieg

Ende 1942 erhält Josef Wagner neue Aufgaben: den Aufbau und die Leitung der dem Luftfahrtministerium unterstellten Gerätewerke Pommern, die Torpedos entwickeln sollen, sowie die Leitung des Hauptausschusses Flugzeugausrüstung in Berlin. Vor der Besetzung durch sowjetische Truppen gegen Ende des 2. Weltkriegs verlässt Josef Wagner die Hauptstadt in Richtung Bodensee. Dort nimmt ihn die französische Besatzung gefangen und setzt ihn in Frankreich als technischen Experten ein. Nach seiner Freilassung beginnt er in einer alten Baracke in Friedrichshafen damit, beschädigte Werkzeug- und Holzbearbeitungsmaschinen wieder instand zu setzen und zu verkaufen. Bald kommen auch Möbel, Haushaltswaren und viele andere Dinge des täglichen Haushaltsbedarfs zum Angebot hinzu. Im Alter von 40 Jahren gründet Josef Wagner eine eigene Firma, die am 2. Mai 1947 als „Josef Wagner Vertriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung“ ins Handelsregister eingetragen wird. Das Unternehmen wächst erfolgreich, jedoch bietet es dem leidenschaftlichen und technikbegeisterten Ingenieur auf Dauer keine Herausforderung, die ihn zufriedenstellt.

Unternehmer und Erfinder

Die intellektuelle Herausforderung und seine wahre Berufung findet er durch Zufall: Angeregt von einem schlecht funktionierenden Beispiel entwickelt er im Jahr 1952 eine revolutionäre elektrische Farbspritzpistole. Diese Erfindung markiert den Anfang seiner Karriere als Erfinder und den Grundstein einer erfolgreichen Zukunft als Unternehmer. 1970 ist sein Unternehmen bereits der weltweit größte Produzent elektrischer Farbspritzpistolen und Europas größter Hersteller von Airless-Farbspritzgeräten.

Der Helikopter von WAGNER

Als begeisterter Flieger, der Josef Wagner ist, lässt ihn die Liebe zu den Fluggeräten nicht los. Sein Ehrgeiz ist es, einen Hubschrauber zu entwickeln, der einfach zu fliegen und zu warten ist sowie in der Anschaffung und im Unterhalt günstig. Als Arbeitshubschrauber sollte er im Verhältnis zu seinem Eigengewicht außerdem große Lasten tragen können. Mit einem kleinen Team gelingt es Josef Wagner zu überschaubaren Kosten, innerhalb weniger Jahre einen technisch außergewöhnlichen Helikopter mit einem bis dato noch nie dafür eingesetzten Koaxialrotor zu entwickeln, der sich durch besonders ruhige Flugeigenschaften auszeichnet. Der WAGNER-Helikopter erhält die erste deutsche Hubschrauberzulassung des Luftfahrbundesamtes nach dem 2. Weltkrieg – noch vor den renommierten großen Unternehmen der deutschen Luftfahrtindustrie. Damit ist Josef Wagners Ziel erreicht, und er übergibt das ganze Projekt zur weiteren Umsetzung an die Helikopter-Technik München, die von Investoren neu gegründet wurde.

Ehre, wem Ehre gebührt

1977 wird Josef Wagner mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. 1982 folgt eine ganze Reihe an Auszeichnungen: Die Eberhard-Karls-Universität in Tübingen verleiht ihm die Würde eines Ehrensenators. Die Stadt Friedrichshafen zeichnet ihn für seine Verdienste als Unternehmer und Förderer der Kultur aus. Eine besondere Ehrung erfährt Josef Wagner bei einem Festakt zu seinem 75. Geburtstag. Der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth überreicht ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Aus Verantwortung für das Unternehmen

Als verantwortungsvoller Unternehmer ohne eigene Nachkommen stellt Josef Wagner frühzeitig die Weichen, um das Unternehmen auch über seine Zeit hinaus zu sichern. Er gründet 1972 die Josef-Wagner-Stiftung, Friedrichshafen, die Anteile an der Firma erhält und das Unternehmen nach dem Tod des Ehepaars Wagner als alleinige Eigentümerin erhalten und fortführen soll. 1975 gründet er die Josef-Wagner-Stiftung, Schweiz, in deren Besitz die schweizerische Wagner International AG übergehen soll. Als Stiftungszwecke legt Josef Wagner jeweils gemeinnützige, karitative Aufgaben fest, die regional erfüllt werden sollen.

Die Gründung der beiden Stiftungen ist ein Teil der langfristigen Unternehmenssicherung, die Einbindung externer Experten der andere. Kurz nach der Gründung der deutschen Josef-Wagner-Stiftung ruft Josef Wagner 1973 einen Firmenbeirat ins Leben, der, einem Aufsichtsrat ähnlich, die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens mit dem Blick von außen und der ganzen Erfahrung seiner drei Mitglieder begleiten soll. Diesem Beirat übergibt Josef Wagner 1986 im Alter von 79 Jahren die Gesamtverantwortung für die Unternehmensführung. Am 28. März geht Josef Wagners Leben schließlich zu Ende.